Dominik Gohla: Sehblöcke

28. August bis 13. September 2020, Kunstverein Mañana Bold, Friedenskirche Offenbach

Unregelmäßige Ziegelsteinreihen und getreppte Formen, Fotopapier, das ähnlich starke „Blendung“ erzeugt wie LCD-Bildschirme. Oberflächen, glänzend und offengelegt, porös oder gefugt. Computergenerierte Bilder treten in Interaktion und Interferenz mit architektonischen Räumen, mit deren Beleuchtungsverhältnissen und Wandbeschaffenheiten. Dominik Gohla geht es um Wahrnehmungsverschiebungen zwischen Bildflächen, Bildräumen und deren Medien der Wiedergabe.

Für die Ausstellung „Sehblöcke“ nimmt Gohla einerseits Bezug auf digitale Masken und Benutzeroberflächen von Suchmaschinen, die bei jeder Anfrage eine Vielzahl neben- und untereinander gestellter Bilder anzeigen. Andererseits lässt die Abstraktion seiner Bilderflächen auch an ein Scharfstellen der eigenen Sehkraft zwischen unterschiedlich gestaffelten Vorder- und Hintergründen, Positiv- und Negativformen im weiten, auch übertragenen Sinne denken. Reduziert oder farbintensiv spielen die Arbeiten mit dem Hindurchsehen durch Rahmungen, Ebenen und ineinandertretende Bildgründe. Auf der Materialebene versucht das glänzende Polyethylen-Papier den Betrachter mit Reflexionen des umgebenden Raumes zu überfordern, die Aufmerksamkeit geradewegs auf sich zu lenken, so wie ein gewöhnlicher Computermonitor dafür geschaffen scheint, Blickpunkt in jeder Umgebung zu sein. Erscheinen beide Medien zwar recht gegenteilig, lenken sie doch beide gleichermaßen das Augenmerk mühelos auf sich.

Die Frage nach dem Erregen und Verteilen von Aufmerksamkeit, die es als solche nur im Singular zu geben scheint, stellt sich in imaginärer Gegenüberstellung mit der Mehr- und Vielzahl an Bild- und Realitätseindrücken, die uns überall umgeben. Mehrere Bilder, Perspektiven, Quellen stehen nebeneinander und konstituieren Wirklichkeiten, die sich in unserer Wahrnehmung – temporär – zu schlüssigen Einzelbildern und zusammenhängenden Bildfolgen fügen. Auch wenn diese Wirklichkeit dadurch nicht zwangsweise wahrer wird, löst das Betrachten und Einnehmen verschiedener Perspektiven ein erleichterndes Gefühl der Aneignung, des In-Besitz-Nehmens aus.

Dominik Gohlas „Sehblöcke“ greift das Fragmentieren und Zusammenfügen zu Strukturen, aus denen sich Sichtbarkeiten ergeben oder auch erschwert werden, formal auf und schafft daraus eine räumliche Atmosphäre des bildlich-visuell kaum Greifbaren.


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